Obwohl Wiesen, Felder und Hecken praktisch vor der Haustüre liegen, sind deren Geheimnisse den meisten von uns doch weitgehend unbekannt. Es ist uns kaum bewusst, dass die Wiese nicht nur eine Ansammlung von mehr oder weniger ordentlich wachsenden Gräsern und Blumen ist, oder eine Hecke nicht nur aus unangenehm stechenden Dornenbüschen besteht sondern jeder Quadratmeter ein wahres Netzwerk von Beziehungen beinhaltet.

Auf fast jeder Weide oder Wiese in Mitteleuropa wuchs früher einmal Wald. Erst unter dem Einfluss des Menschen entstanden offenes Grünland und Äcker. Wiesen, Weiden und Hecken sind deshalb vor allem Produkte menschlichen Handelns und sind damit Teil unserer Kulturlandschaft. Werden sie nicht mehr regelmässig genutzt, so verbuschen sie mit der Zeit und werden nach und nach wieder mit Bäumen bewachsen.

 

Lebensraum Wiese
Je nach Standort, klimatischen Bedingungen und Bodenbeschaffenheit gibt es ganz verschiedene Wiesenarten. In Wiesen überleben nur Pflanzen, die sich an den häufigen Schnitt anpassen und sich immer wieder regenerieren können. Durch Düngen werden schnellwüchsige Arten gefördert, welche die langsameren verdrängen. Die meisten Wiesenarten sind mehrjährig. Ca. 70% der Wiesenpflanzen sind Gräser, die übrigen werden als Krautpflanzen und Schmetterlingsblütler bezeichnet. Im Boden unter einer Wiese lebt im Normalfall eine unvorstellbare Anzahl von Kleinstlebewesen wie Fadenwürmer, Milben, Bodenrädertiere, Käfer, Ameisen, Insektenlarven usw.

Eine Wiese ist nicht nur eine zweidimensionale Fläche, sondern ein dreidimensionaler Lebensraum mit einem mehrschichtigen Aufbau. In jeder Schicht sind die Lebensbedingungen für die Wiesenbewohner ganz unterschiedlich. je nach Schicht variiert beispielsweise die Lichtintensität, Temperatur, Windstärke und Feuchtigkeit. So unterschiedlich das Mikroklima in den einzelnen Schichten ist, so unterschiedlich ist auch das Vorkommen einzelner Arten. In der Bodenregion und im untersten "Stock" leben Asseln, Tausendfüssler, Ameisen, Spinnen und Käfer usw.. In der mittleren Schicht findet man ebenfalls Ameisen, Marienkäferlarven, Zikaden, Heuschrecken, Blattläuse usw.. Die oberste Schicht und vor allem der Blütenbereich ist von Bienen, Hummeln, Raubwanzen, Spinnen und Schmetterlingen und weiteren Fluginsekten besiedelt.

Ganz speziell artenreiche Wiesen sind die die Trocken- und Halbtrockenwiesen und -weiden, die in der Schweiz einen besonderen Schutzstatus heben. Im Solothurner Jura hat es mehrere Dutzend solcher Standorte, welche im Bundesinventar der Trockenwiesen und -weiden aufgeführt sind.

 

Lebensraum Hecke

Naturnahe Hecken sind meist ausgesprochen artenreiche Lebensräume für Vögel, Säugetiere, Reptilien, Insekten und viele andere Arten. Hecken, möglichst mit einem mehrere Meter breiten, extensiv genutzten Krautgürtel, bieten auf kleinem Raum sehr unterschiedliche Lebensbedingungen und Strukturen. Es können sowohl Wald- als auch Wiesenarten gleichzeitig darin vorkommen. Hecken wachsen auf den unterschiedlichsten Böden, von den Tieflagen bis zur Waldgrenze hinauf. Je nach Standort und Höhenlage sind die Artenzusammensetzung und das Erscheinungsbild der Hecken unterschiedlich. Aufgrund ihrer Struktur unterscheidet man die Niederhecke, die Hochhecke und die Baumhecke. Allen Heckentypen ist jedoch gemeinsam, dass sie wie die Wiesen erst durch die menschliche Nutzung der Landschaft entstanden sind. Häufige Gehölzarten in naturnahne Hecken sind z.B.: Weiss- und Schwarzdorn, Haselstrauch, Weiden, Eichen, Gemeiner Schneeball, Pfaffenhütchen, Hartriegel, Holunder und weitere.

Hecken sind sehr wichtig als Rückzugsgebiet für grosse und kleine Tiere, als Versteck, als geschützter Ort zur Jungenaufzucht und als Ort für Futtersuche. Die Sträucher und Bäume bieten Deckung und Tarnung aber auch Witterungsschutz. Auf dem Weg zwischen Feldern und Wald bieten Hecken für Wildtiere eine willkommene Gelegenheit für einen Zwischenhalt. Sie sind deshalb wichtige Vernetzungsstrukturen zwischen den verschiedenen Lebensräumen. Zu den wichtigsten Heckenbewohnern gehören u.a. Zauneidechsen, Goldammern, Neuntöter, Igel sowie viele weitere Kleintiere, welche in der Hecke leben oder sie als Brutort oder Versteck nutzen. Ab einer gewissen Grösse ziehen nicht nur Vögel und kleine Nagetiere in Hecken ihre Jungen auf, sondern auch Füchse. Rehe nutzen die Hecken auch gerne als Tagesversteck. Wenn die Hecken auch Kleinstrukturen wie Ast- oder steinhaufen beinhalten, sind sie zudem ideale Überwinterungsplätze für Igel, Reptilien und Amphibien. In einer naturnahen Hecke gibt es das ganze Jahr hindurch immer Futter in Form von Beeren, Pflanzen Insekten usw..

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