Fast unbemerkt von der Öffentlichkeit haben sich in den steilen und felsigen Jurahängen grosse Gämsenkolonien gebildet. In den Kantonen Solothurn und Aargau sind die Bestände in den letzten Jahren derart stark gewachsen, dass sie regelmässig durch Abschüsse reguliert werden müssen.

Die Gämse ähnelt vom Körperbau her einer Ziege. Im Sommer hat sie ein braunes Fell mit einem schwarzen Strich, der sich über den Rücken zieht. Im Winter trägt sie ein dunkleres Fellkleid. Von der Schnauze zieht sich eine schwarzer Binde über das Auge bis zu den Ohren. Sowohl Männchen als auch Weibchen haben schwarze, an der Spitze nach hinten gekrümmte Hörner.

Gämsen sind Wiederkäuer und ernähren sich von Gräsern, Kräutern, Flechten, Moosen, Rinden und Blättern oder Nadeln von Bäumen. Sie bewegen sich auch in steilsten Abhängen und werden oft bei waghalsigen Sprüngen und Abstiegen beobachet. Sie haben spezielle Hufe, die sie beim Klettern unterstützen.

Gämsen auch im Kanton Solothurn?

Für viele ist diese Vorstellung mehr als merkwürdig. Doch auch in einem Kanton ohne Alpen gibt es Gämsen. Gämsen leben nicht nur im alpinen Bereich oberhalb der Baumgrenze, sondern auch in steilen, bewaldeten Gebieten. Dank der Jurakette fühlen sich die Tiere im Solothurner Jura sehr wohl, vor allem im Gebiet des Weissensteins und der Wandflue.  Weil sie sehr scheu sind, sich in unwegsamem felsigen Gelände bewegen und sich kaum zeigen, werden die Jura-Gämsen von der Bevölkerung nicht wahrgenommen.

Im Schweizer Jura haben sich die Gämsen seit der Inkraftsetzung des Jagdgesetzes 1876, von Frankreich her ausgebreitet. In den 1950er Jahren wurden im Solothurner- und im Aargauer-Jura Gämsen auch ausgesetzt.

Die Entwicklung des Bestandes war äusserst erfreulich, wurden doch schon im Jahre 1964 im Kanton Solothurn insgesamt 80 Tiere gezählt. Eine Abwanderung aus den stark besetzten Gebieten war eine logische Folge (Äsungsmangel, Positions- und Führungsstreitigkeiten sowie Ruhestörungen). Bald wurde die Gämse überall entlang der ersten Jurakette festgestellt. Heute leben im gesamten Solothurner Jura rund 600 Gämsen.

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