Die Kulturlandschaft am Jura-Südfuss weist nebst den verschiedenen Wäldern auch in den Wiesen und Weiden eine besonders hohe Artenvielfalt auf: wärmeliebende, submediterrane Orchideen, Schmetterlinge, Käfer, Reptilien und Vögel haben hier ihren Lebensraum. Früher wurden viele dieser Wiesen-Standorte einmal pro Jahr gemäht und dann mit Kleinvieh bestossen. Doch diese Art der landwirtschaftlichen Nutzung lohnt sich schon lange nicht mehr. Viele ehemalige Trockenstandorte verganden und verbuschen deshalb. Ergebnis: die reiche Flora und Fauna droht zu verschwinden. Um diese wertvolle Kulturlandschaft und die damit verbundene Artenvielfalt zu erhalten, müssen die Flächen entweder gepflegt oder aber wieder extensiv genutzt werden. 

 

Trockenwiesen und -weiden

Trockenwiesen und -weiden sind das Resultat einer jahrhundertelangen Nutzung. Wichtige Voraussetzung zur Erhaltung solcher Flächen ist eine dem Standort angepasste und nachhaltig betriebene Land- und Forstwirschaft. Halbtrockenwiesen kommen im relativ reich gegliederten Kettenjura und verbreitet auch auf den meist südexponierten Hängen am Jura-Südfuss vor und sind oft eng verzahnt mit Hecken und Waldrändern. Es sind extensiv genutzte Wiesen auf nährstoffarmen, trockenen Böden (meist Kalk). Sie werden nur 1x pro Jahr geschnitten und erhalten keine oder nur seltene Düngung. Halbtrockenwiesen gehören zu den  artenreichsten Pflanzengesellschaften Mitteleuropas. Hier kommen viele stark gefährdete Tier- und Pflanzenarten von trockenwarmen Lebensräumen noch vor, unter anderen verschiedene Orchideen, Tagfalter und Heuschrecken. (50 bis 70 Arten; im Extremfall bis 100 Arten; dazu über 1000 Insektenarten). Sie haben daher grosse Bedeutung für die Biodiversität und einen hohen Naturschutzwert.

  

Orchideen im Jura und am Jura-Südfuss 

Beim Wort Orchideen denken wir an die üppige Vegetation tropischer Regenwälder, an die Farbenpracht und Formenmannigfaltigkeit der Blumen in unseren vornehmsten Blumengeschäften, an auffällige, bizarre und geheimnisvolle Blüten. Einheimische Orchideen, mit wenigen Ausnahmen wie dem Frauenschuh (Cypripedium calceolus), sind bei oberflächlicher Betrachtung weniger attraktiv, und mancher interessierte Blumenliebhaber ist eher enttäuscht und verunsichert, wenn man ihn auf unsere häufigste Orchidee, das Grosse Zweiblatt (Listera ovata), aufmerksam macht. Schaut man aber etwas genauer auf die Blüten, so werden auch die einheimischen Orchideen zu faszinierenden Pflanzen, deren Lebensweise (z.B. Bestäubungsmechanismen) und deren Farben- und Formenreichtum auf die Verwandtschaft mit den herrlichen tropisch-subtropischen Vertretern hinweisen.

Durch die Südexposition, den hohen Kalkgehalt der Böden und die extensivere Bewirtschaftung hat es am Jura-Südfuss und an den Jurahängen deutlich mehr einheimische Orchideen als im Mittelland. Damit hat der Jura-Südfuss eine wichtige Brückenfunktion. Von hier aus können Orchideen in geeignete Lebensräume im Mittelland zurückwandern.

Auch im Solothurnischen Naturpark Thal ist die Vielfalt an Orchideen bedeutend. Hier findet man wunderschöne Orchideen und Liliengewächse vom Ragwurz über die Türkenbundlilie und die Spitzorchis bis zum Roten Waldvöglein...

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