Im Volksmund gibt es viele Namen für die eigenartige Landschaft, deren feuchter Boden unter jedem Schritt leicht federt. Je nach Gegend wird sie als Sumpf, Ried, Moor oder Moos bezeichnet. Die Wissenschaft unterscheidet grundsätzlich zwischen Hochmoor und Flach- bzw. Niedermoor. Beide Landschaftsformen entstehen auf unterschiedliche Weise: Wenn ein Weiher, ein See oder das Altwasser eines Flusses verlandet, "wächst" ein Flachmoor (auch Niedermoor genannt) heran. Pflanzen erobern langsam das Wasser, lagern totes Material ab und sorgen für die Bodenbildung. In wenigen Jahrhunderten wird aus dem Gewässer ein Flachmoor.

Die Bezeichnung "Hochmoor" wird häufig falsch verstanden. Hochmoore liegen nicht ausschliesslich in grossen Meereshöhen, sondern wölben sich über dem Grundwasserspiegel nach oben. Damit ein Hochmoor entsteht, müssen zwei Voraussetzungen erfüllt sein: Zum einen muss das Gebiet reichliche, über das ganze Jahr verteilte Niederschläge erhalten, zum andern ist ein extrem nähstoffarmer Untergrund notwendig. Dies ist beispielsweise bei Mineralböden aus Urgestein, bei Sandstein und bei reinen Sandböden der Fall. Vor allem aber erfüllen die obersten Schichten älterer Flachmoore diese Bedingung. Auf derart nähstoffarmen Böden können die wenigsten Pflanzen existieren. Eine Gattung, die Torfmoose auch Sphagnum genannt, hat sich jedoch auf solche Standorte spezialisiert.

 

Die Torfmoose
Torfmoose sind sehr gute Wasserspeicher. Die langen Stängel und kurzen Blättchen sind aussen von zahlreichen toten und lebenden Zellen umschlossen. Diese saugen das Wasser auf und halten es lange Zeit fest. Auf diese Weise können die Torfmoospflänzchen etwa das Zwanzigfache ihres Trockengewichts an Wasser speichern. Torfmoose sind also mit riesigen Schwämmen vergleichbar, die das Wasser aufnehmen und zwischen zwei Regengüssen langsam wieder abgeben. In der Schweiz kennen wir über 50 verschiedene Torfmoosarten. In Mulden, Senken und auf Flachmooren bilden Torfmoose mit der Zeit einen dichten Rasen. Dieser wächst immer mehr in die Höhe und macht sich somit von der Wasserzufuhr durch das Grundwasser unabhängig. Dies ist der fliessende Übergang von einem Flachmoor zu einem Hochmoor.

 

Zwischen- oder Übergangsmoore
Über solche Zwischen- oder Übergangsmoore entstehen dann die eigentlichen Hochmoore. Nieder-, Übergangs- und Hochmoor sind nicht nur sich zeitlich ablösende Stadien. Je nach Lage und Entwicklungsstadium bestehen die Moore aus verschiedenen Pflanzengesellschaften mit unterschiedlichen Arten, die sich auch innerhalb eines Moores vom Rand zur Mitte ablösen können. In den Randbereichen der Hochmoore kommen Übergangs- und Niedermoorstadien in räumlicher Abfolge nebeneinander vor. Moore sind generell wertvolle Standorte für verschiedenste seltene Tier- und Pflanzenarten, wobei sich Art und Umfang von Fauna und Flora je nach Standort und Entwicklungsstadium eines Moores stark unterscheiden.

 

Das Flach- oder Niedermoor
Flachmoore sind botanisch und zoologisch vielfältiger als Hochmoore. In der Regel beherbergt ein Flachmoor, je nach Umfang der Bodenvernässung, mehrere Pflanzengesellschaften. Das Gross-Seggenried, welches noch im Wasser steht, das Klein-Seggenried, die Pfeiffengraswiese und bei regelmässiger Mahd schliesslich die Feuchtwiese. Die Seggenriede und Feuchtwiesen erstaunen immer wieder durch die Pracht ihrer Pflanzen. Hier sind viele Orchideenarten zu Hause, vor allem die Knabenkräuter mit ihren rosafarbenen bis purpurroten Blüten. Diese Blütenpflanzen ziehen Insekten an, von denen sie sich bestäuben lassen.

Auf einer Sumpfwiese sind auch viele Schmetterlinge unterwegs, etwa der Schecken- oder Perlmutterfalter, verschiedene Bläulinge und das Wiesenvögelein. Sie übernehmen ebenfalls die Aufgabe der Bestäubung. Vor allem in alpinen Flachmooren anzutreffen sind mehrere Libellenarten der Schweiz, wie etwa die kleine Moosjungfer oder die Alpenmosaikjungfer, die beide in Mooren ihre Verbreitungsschwerpunkte haben. Bedingt durch die Seltenheit ihrer Lebensräume sind heute etliche Moorpflanzen und Insektenarten bedroht.

Im Kanton Solothurn gibt es kein intaktes Flachmoor mehr. Die nächstgelegenen Flachmoore im Jura bzw. am Jura-Südfuss sind im Berner Jura und im Berner Seeland zu finden.

 

Das Hoochmoor

Die noch gänzlich intakten Hochmoore der Schweiz lassen sich an einer Hand abzählen. Es sind lebende Zeugen der Schweizer Urlandschaft. Alle übrigen haben eine mehr oder weniger starke zivilisatorische Prägung – durch Torfabbau, zeitweilige forstliche und landwirtschaftliche Nutzung oder andere menschliche Eingriffe. Die Oberfläche von Hochmooren ist stets leicht gewölbt. Sie haben keine glatte Oberfläche sondern sind voller kleiner Buckel. Die rundlichen Torfmooshügel werden "Bulten" genannt, dazwischen liegen die wassergefüllten "Schlenken".

Im nassen Boden von Hochmooren herrscht Sauerstoffmangel, das Milieu im Hochmoor ist sauer. Deshalb fehlen Bakterien, Würmer und andere abbauende Organismen weitgehend. Abgestorbenes Pflanzenmaterial  wird nur teilweise zersetzt und häuft sich in Form von Torf an. Die darin gespeicherten, nicht mineralisierten Nährstoffe sind für Pflanzen nicht verfügbar, das mineralhaltige Grundwasser liegt tief unter dem Wurzelraum. Nährstoffzufuhr erfolgt ausschliesslich aus der Luft über die Niederschläge, daher sind Hochmoore extrem magere Standorte. Ein intaktes Hochmoor besteht aus unterschiedlichen Kleinstlebensräumen: Zwischen Torfhügeln, die von Torfmoosen bedeckt sind und zeitweise austrocknen können (Bulten), liegen ständig nasse Zonen (Schlenken). Im Zentrum intakter Hochmoore befinden sich meist grössere offene Wasserflächen, Mooraugen oder Blänken genannt. 

Im Gegensatz zu den Nieder- oder Flachmooren sind Hochmoore artenarme Lebensräume. Nur wenige spezialisierte Pflanzen finden sich im nähstoffarmen und sauren Milieu zurecht. Die Torfmoose dominieren die karge Vegetation neben verschiedenen Insekten-fressenden Pflanzen wie den Sonnentauarten. In den besser entwässerten Randbereichen wächst oft ein lichter Moorwald mit Föhren, Fichten und Birken. 

Mit dem unwirtlichen Lebensraum kommen nur wenige Tiere zurecht, deswegen gibt es auch kaum welche im Hochmoor. Unter den Kriechtieren sind nur die Bergeidechse, die Ringelnatter und die Kreuzotter anzutreffen. Echte Hochmoore sind auch keine Vogelparadiese. Nur wenige Vogelarten kommen dort vor, gelegentlich das Birkhuhn, häufiger noch der unscheinbare Wiesenpieper. Typische, auf Hochmoore beschränkte Tierarten gibt es nur unter den Wirbellosen, z.B. der Hochmoorgelbling, die Raupe dieses hübschen Schmetterlings lebt ausschliesslich von der Rauschbeere. Die Moosbeere, die bei uns auch "Chlepfibeeri" genannt wird, stellt die Nahrung eines kleinen Perlmutterfalters dar. Manche seltene Bläulinge haben sich in Mooren ebenfalls halten können.

Das einzige Hochmoor im Kanton Solothurn das "Chlepfibeerimoos" befindet sich im Grenzgebiet zum Kanton Bern am Burgäschisee. Weitere Hochmoore im Jura und im Mittelland sind z.B. der Etang de la Gruère (JU/BE) und das "Lörmoos" bei Bern

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