"Alte Aare" wird der ursprüngliche Flusslauf der Aare zwischen Aarberg und Büren a.A. genannt. Das ganze Schutzgebiet gehört zum längsten zusammenhängenden Altwassersystem der Schweiz.

Diese einmalige Flusslandschaft entstand nach der ersten Juragewässerkorrektion, in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Damals wurde die Aare durch den Hagneckkanal in den Bielersee umgeleitet. Von dort aus fliesst sie nun durch den Nidau-Büren-Kanal wieder in ihr altes Bett.

Eine Reihe von menschlichen Eingriffen bestimmt das heutige Erscheinungsbild der Alten Aare. Mit der ersten Juragewässerkorrektion wurde der einstmals breite Aarelauf zwischen Aarberg und Meienried auf ein schmales Gerinne reduziert. Der Wechsel von Überschwemmung und Trockenheit fiel aus und von den ausgedehnten Auenwäldern blieben nur wenige Überreste. Die wichtigsten Zuflüsse der Alten Aare sind der Lyssbach und der Eichibach.

 

Lebensraum

Das Auengebiet entlang der Alten Aare wurde vom Kanton Bern unter Naturschutz gestellt und 1992 ins Aueninventar von nationaler Bedeutung aufgenommen. Eine grosse Vielfalt an Lebensräumen mit entsprechend hoher Artenzahl belegt die Schutzwürdigkeit des Gebietes. Altläufe und Giessen, Flachmoore sowie unterschiedliche Waldgesellschaften wechseln sich je nach Untergrund ab. Diese Lebensräume beherbergen eine grosse Zahl an geschützten und gefährdeten Tier- und Pflanzenarten. Unter anderem können hier über zehn Amphibienarten und bis dreissig verschiedene Libellenarten beobachtet werden. Das Gebiet der Alten Aare weist für Mittellandverhältnisse eine ausserordentlich hohe Artenvielfalt auf. Seit der Juragewässerkorrektion ist die Auendynamik aber nicht mehr natürlich, da dem Flusslauf heute der stark schwankende Wasserstand fehlt. Dadurch entwickelt sich die Vegetation gleichartig und die Artenvielfalt hat in den letzten Jahrzehnten eher abgenommen. In den letzten Jahren wurden Bestrebungen unternommen, mit geeigneten Revitalisierungsmassnahmen diese Lebensräume wieder aufzuwerten.

 

Flora

Wie für Auengebiete typisch, ist auch im Gebiet der Alten Aare eine grosse Anzahl unterschiedlicher Lebensräume, insbesondere auch für Pflanzen, anzutreffen. Dabei handelt es sich um sehr feuchte (Silberweidenauenwald, Riedwiesen) bis sehr trockene Standorte (Föhrenwälder). Diese trockenen Föhrenwälder mit eingestreuten alten Eichen sind im Mittelland sehr selten. In den Giessen der ehemaligen Altarme der Aare finden sich seltene Pflanzen.

Froschbiss (Hydrocharis morsus-ranae), Teichenzian (Nymphoides peltata) oder Braunrote Stendelwurz (Epipactis atrorubens) sind nur einige der wunderlichen Namen, welche entlang der Alten Aare anzutreffen sind. An den Ufern gedeihen vereinzelt die Schneidbinse (Cladium mariscus) sowie die gefährdeten Ufersegge (Carex riparia) und die Hainsegge (Carex otrubae). 

In den wenigen noch vorhandenen Riedwiesen wächst das Fleischrote Knabenkraut (Dactylorhiza incarnata), eine Orchidee, die sowohl Sonne und Nässe liebt. Das Rote Waldvögelein (Cephalanthera rubra) hingegen wächst im trockenen, lichten Föhrenwald, der auch dem Weissen Breitkölbchen (Platanthera bifolia) einen Lebensraum bietet.

Weitere Orchideenarten im Gebiet der Alten Aare sind: Langblättriges Waldvögelein (Cephalanthera longifolia), Vogel-Nestwurz (Neottia nidus-avis), Grosses Zweiblatt (Listera ovata) und das Purpur Knabenkraut (Orchis purpurea). Allein anhand dieser Vielfalt ist das wertvolle Lebensraummosaik der Alten Aare zu erkennen.

 

Fauna

Unter den nachgewiesenen 25 Libellen- und 11 Heuschreckenarten befinden sich nur vereinzelt seltene Arten. Von den festgestellten 22 Schmetterlingsarten sind der Kleine und Grosse Schillerfalter (Apatura iris) sowie der Südliche Kurzschwänzige Bläuling (Cupido alcetas) gefährdet.

Von den in der Schweiz heimischen 55 Fischarten konnten in der Alten Aare konnten 20 Fischarten nachgewiesen werden. Darunter befinden sich die gefährdete Nase (Chondrostoma nasus), der Bitterling (Rhodeus sericeus) oder das Bachneunauge (Lampetra planeri). Bei den Amphibien, bei welchen ein Artenrückgang festgestellt wurde, konnten an der Alten Aare mit dem Kammmolch (Triturus cristatus) und dem Teichmolch (Lissotriton vulgaris) aktuell lediglich noch zwei stark gefährdete Arten nachgewiesen werden. 

Die gefährdete Ringelnatter (Natrix natrix) hingegen und die Zauneidechse (Lacerta agilis) finden entlang der Alten Aare einen optimalen Lebensraum. 

Etliche auentypische Vogelarten sind an den Gewässern (Eisvogel, Drosselrohrsänger, Rohrschwirl) oder in den angrenzenden Wäldern (Pirol, Waldohreule, Grauspecht, Baumfalke) zu beobachten oder zu hören.

Gut etabliert hat sich in den letzten Jahren der Biber entlang der Alten Aare. Auch der gefährdete Iltis, die scheue Haselmaus und mehrere Fledermausarten finden hier einen guten Lebensraum.

 

Erholungsraum

Der Lauf der Alten Aare bietet eine einmalige Flusslandschaft – ideal für Wanderer, Jogger, Biker, Fischer und andere, die Erholung in der Natur suchen. Neben Massnahmen zum Hochwasserschutz, wird die Alte Aare zurzeit auch ökologisch aufgewertet. Die Massnahmen zur Nutzung als Freizeit- und Erholungsraum werden mit den übrigen Schutz- und Nutzungszielen (Hochwasserschutz, Naturschutz, Landwirtschaft) abgestimmt.

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