Die kantonale Landwirtschafts- und Schutzzone "Witi" stellt eine Besonderheit dar, sie besitzt trotz landwirtschaftlicher Nutzung einen besonderen Schutzstatus. Das Gebiet liegt zwischen Aare und der ersten Jurakette und erstreckt sich von Solothurn bis Grenchen.
Die "Witi" zwischen Solothurn und Grenchen ist ein Naherholungsgebiet welche die Besucher zu jeder Jahreszeit in ihren Bann zu ziehen vermag. Nebst dem Geniessen einer Landschaft, wo das Auge sich in der Weite verlieren kann, ermöglicht die "Witi" auch das Beobachten von Wildtieren. Besucher können im Frühjahr die hier rastenden Zugvögel beobachten. Ebenfalls leben hier auch noch die meisten Feldhasen der Schweiz.
Die Bedeutung der "Witi"
Das Einmalige an der "Witi" Grenchen-Solothurn ist einerseits die weiträumige, weitgehend unverbaute Landschaft und andererseits das Vorkommen seltener bedrohter Tierarten. Die Aareebene ist ein bedeutender Lebensraum für Zugvögel, Brutvögel, Feldhasen und Amphibien sowie ein regional bedeutendes Wildwechselgebiet. Zudem ist die "Witi" mit dem Aareraum ein bedeutendes Naherholungsgebiet für die Bevölkerung.
Die Schutzzone bezweckt:
- die offene Ackerlandschaft zu erhalten und unter Wahrung der Existenz der Landwirte eine naturnahe Bewirtschaftung zu fördern;
- diesen Lebensraum für Tiere und Pflanzen, insbesondere als Vogelbrutstätte und Hasenkammer von nationaler Bedeutung zu erhalten und aufzuwerten;
- einen Teil der Grenchner Witi als Wasser- und Zugvogelreservat von nationaler Bedeutung zu erhalten;
- eine naturverträgliche Naherholung zu gewährleisten.
Die Zone dient zwar grundsätzlich der landwirtschaftlichen Nutzung, wobei aber eine naturnahe Bewirtschaftung sowie das Anlegen neuer vernetzter, naturnaher Flächen, wie artenreiches Grün- und Ackerland, niedere Hecken, Bäche, Wassergräben und ihre Ufer, Hochstamm-Obstbäume etc. auf der Grundlage der Freiwilligkeit gefordert sind. Zudem dürfen in bisher nicht entwässerten Gebieten keine neuen Entwässerungsanlagen erstellt werden und in bisher entwässerten Gebieten sind neue Drainagen verboten.
Der Verein "Für üsi Witi" unterhält in Altreu das Informationszentrum Witi und bietet auf Wunsch und gegen Voranmeldung geführte Exkursionen in die "Witi" an.
Einst Gletscher und See...
Während der grössten Vergletscherung, der "Riss-Eiszeit" (ca. 170'000 Jahre v.Chr.) lag ein dicker Eispanzer über der Gegend am Jura-Südfuss. Am Ende der letzten Eiszeit vor rund 12'000 Jahren, bildete sich nach dem Rückgang der Eismassen in der Aareebene zwischen Wangen a.A. und Orbe bei Yverdon ein riesiger See, der so genannte «Solothurnersee». Sein Spiegel lag rund 20 Meter über der heutigen "Witi". Allmählich lief dann dieser See aus. Zurück blieben der Bieler-, Neuenburger- und Murtensee.
...dann Überschwemmungsgebiet und Sumpf...
Durch den grossen ehemaligen Seegrund aus Fluss- und Seeablagerungen zwischen Aarberg und Solothurn bahnte sich die Aare ihren Weg. Die gesamte Aareebene, insbesondere auch das Gebiet der heutigen "Witi", wurde zu Schwemmland, welches immer wieder überflutet wurde. Das Gebiet war über Jahrtausende hinweg geprägt durch Sumpfflächen und Auengebiete. Nur an wenigen Orten bildeten sich im Verlaufe der Zeit Geländestrukturen, die kleine Besiedlungen, etwa Staad oder Altreu, und eine sehr bescheidene Landwirtschaft zuliessen.
...heute wertvolles Ackerland und Erholungsraum...
Erst mit den grossen Entwässerungswerken der 1. und 2. Juragewässerkorrektion und den umfassenden Flurwegnetzen konnte die Macht der Aare gebändigt und die Naturlandschaft "Witi" in eine moderne Kulturlandschaft verwandelt werden. Seit den Juragewässerkorrektionen ist es möglich, die "Witi" landwirtschaftlich intensiv zu nutzen. Siedlungen konnten sich in die "Witi" ausdehnen, Strassen und Einsenbahnlinien fanden den nötigen Platz und der wachsenden Bevölkerung steht heute die "Witi" als Erholungsraum zur Verfügung.
...und eine einmalige Natur- und Kulturlandschaft.
Zwar schränkte die Entwicklung des letzten Jahrhunderts die "Witi" als Naturraum immer weiter ein und der noch verbliebene Rest geriet immer mehr unter Druck. Trotzdem ist die "Witi" bis heute eine einmalige Kultur- und Naturlandschaft geblieben. Das Gebiet der "Witi" und der angrenzende Aareraum beherbergen heute nicht weniger als fünf Biotope von nationaler Bedeutung und eine Reihe weiterer kantonaler Naturreservate. Am westlichen Ende der "Witi" folgt auf berner Gebiet die "Günschewiti" und noch weiter südwestlich schliesst sich das Naturschutzgebiet "Häftli" und das Gebiet "Alte Aare" an, welches sich über Lyss bis nach Aarberg erstreckt.
Wichtige Aufwertungs- und Renaturierungsmassnahmen
In der "Witi" sind von Kanton und Naturschutzorganisationen verschiedene Aufwertungsprojekte lanciert worden, mit dem Zweck, die Lebensbedingungen für verschiedene Arten zu verbessern und damit die Artenvielfalt aufrecht zu erhalten bzw. zu fördern.
Mit dem Aktionsprogramm "Riedförderung Grenchner Witi 2011-2015" des Kantons Solothurn soll die standortheimische Artenvielfalt der "Witi" erhalten und gefördert werden. Insbesondere sollen elf Feuchtbiotope instandgestellt bzw. neu geschaffen werden. Diese sollen mit speziellen Vernetzungsflächen ergänzt und miteinander verbunden werden. Mit diesen Massnahmen sollen die besonderen Tier- und Pflanzenarten der "Witi", wie z. B. der Weissstorch, die Kreuzkröte, das Hohe Veilchen, die Sumpf-Wolfsmilch und die Gelbe Wiesenraute erhalten und gefördert werden und gewisse verschwundene Arten (z. B das Braunkehlchen, der Laubfrosch, der Lungen-Enzian und der Kantige Lauch) sollen wieder heimisch werden. Weitere Informationen zum Aktionsprogramm finden sich auf der Webseite des Amtes für Raumplanung des Kt. SO