Die Emme ist ein manchmal idyllischer, manchmal reissender Fluss. Sie gibt dem Emmental den Namen und prägt ein gutes Stück des regionalen Lebensgefühls mit. Die Emme ist bekannt dafür, dass es bei Gewittern im Quellgebiet zu richtigen Flutwellen im Emmental kommen kann.
Die Erzählung "Die Wassernot im Emmental" von Jeremias Gotthelf schildert sehr eindrücklich eines der grössten bekannten Hochwasser vom 13. August 1837. Dieses und andere Hochwasser führten dazu, dass im 19. Jahrhundert die Emme über weite Strecken kanalisiert und beidseitig Dämme aufgeschüttet wurden.
Die Emme war nie schiffbar, Holzflösserei ist jedoch, teilweise kombiniert mit Käse- und Viehtransporten, ab dem Mittelalter bezeugt. Bis ins 16. Jahrhundert stand in Burgdorf die einzige Brücke über die Emme. Später entstanden mit Zollstellen verbundene Übergänge u.a. in Signau und Lauperswil (1550-1551), Lützelflüh (1583) und Kirchberg (1640). Das als Schachen bezeichnete Schwemmgebiet entlang der Emme war Weideland und wurde ab 1520 zum Teil in wilder Landnahme von Armen besiedelt. Im Zuge dieses Landesausbaus erklärte die bernische Obrigkeit ab 1570 die Schachen, welche vorher zu einzelnen Grundherrschaften gehört hatten, zu Staatsboden, sog. Reisgrund. Zum Schutz der Schachendörfer wurden Flussverbauungen nötig. Bern verpflichtete die Schachengemeinden zum Bau von Dämmen und Verbauungen (Schwellen). Ab Burgdorf flussabwärts übernahmen die Kirchgemeinden den Uferschutz. Der Brücken- und Wehrbau wurde zusammengelegt, die Flösserei zeitweise verboten.
Die Emme schreibt Industriegeschichte
Hätten sich einst die Pioniere der Industrialisierung ab dem 19.Jahrhundert das Potenzial der Emme nicht zunutze gemacht, die wirtschaftliche Entwicklung in der Region wäre nicht dieselbe gewesen. Die Ersten, die im Emmental mit der Wasserkraft gearbeitet haben, waren die kleinen Sägereien und Mühlen entlang der Emme. Für diese wassergetriebenen Betriebe wurden spezielle Kanäle erbaut. Der älteste, von Oberburg bis Burgdorf, entstand wohl z.Zt. der Stadtgründung vor 1200, der längste, von Kirchberg bis Utzenstorf, 1433. An diesen Kanälen siedelten sich im 19. Jahrhundert in Oberburg, Burgdorf und Gerlafingen Industriebetriebe an. Ebenfalls aus dem Spätmittelalter stammt das Kanalnetz zur Wieslandbewässerung.
Auch in ihrem untersten Abschnitt wird die Emme seit dem 19. Jahrhundert industriell genutzt. Mit einem Wehr bei Biberist (SO) wird ihr Wasser entnommen und in den Industriekanal geleitet, dessen enger Querschnitt zu einer hohen Fliessgeschwindigkeit führt. Seit Anfang des 20. Jahrhunderts wurden damit mehrere kleine Wasserkraftwerke betrieben, die angrenzende Industriebetriebe wie die Papierfabrik Biberist mit Elektrizität versorgten oder auch ins öffentliche Netz einspeisten. Im 19. Jahrhundert, vor der Elektrifizierung, diente der Kanal dem Antrieb von Transmissionen der Papierfabrik Biberist sowie der damaligen Textilfabrik Schöller in Derendingen.
Daneben gibt es einen weiteren Industriekanal, der knapp vor dem erwähnten Biberister Wehr in die Emme entwässert, dessen Wasser indes nicht nur aus der Emme, sondern auch aus verschiedenen Bächen in der Umgebung von Utzenstorf (BE) stammt. Sie werden durch Kanalisierung ebenfalls in eine schnelle Strömung verwandelt, die heute Kleinkraftwerke der Papierfabrik Utzenstorf und des Stahlwerks Gerlafingen versorgt. Letzteres deckte und deckt auch seinen Wasserbedarf teils aus dem Kanal.
"Wassernot im Emmental"
Die Emme hat zwei ganz verschiedene Gesichter. Monatelang bildet dieser Fluss bloss ein klägliches Rinnsal, das zwischen Kiesbänken plätschernd seinen Weg sucht. Aber die Breite des Flussbetts ist verdächtig. Plötzlich bricht die Emme los und kann zur Gefahr für Leib und Leben werden. Um die enorme Wucht zu begreifen, mit der sich die Emme von Zeit zu Zeit durch ihr Tal wälzt, gibt es noch heute keine eindrücklichere Schilderung als jene des wortgewaltigen Jeremias Gotthelf über die Wassernot im Emmental vom 13. August 1837:
"Grau und grausig aufgeschwollen durch hundert abgeleckte Bergwände, stürzt sie aus den Bergesklüften unter dem schwarzen Leichentuche hervor, und in grimmigem Spiele tanzen auf ihrer Stirne hundertjährige Tannenbäume und hundertzentrige Felsenstücke, moosicht und ergraut."
Besonders betroffen von solchen Ereignissen waren naturgemäss die Dörfer und Wohnstätten in den flussnahen Niederungen, in den so genannten Schachen.
Bauliche Schutzmassnahmen