Ursprünglich floss die Dünnern in einem mäandrierenden Flusslauf durch die Thal- und Gäuebene. Immer wieder überflutete die Dünnern bei Hochwasser die Ebenen und grosse Geschiebeablagerungen führten zu Problemen und machten aufwendige Unterhaltsarbeiten nötig. "Da lagen jeweils die Wasser als ein See in den Dörfern, dass man Holzstege bauen musste". Von 1933 bis 1944 erfolgte die Dünnenrnkorrektion. Der Fluss wurde begradigt und kanalisiert. Der Schutz vor Überschwemmungen konnte damit erhöht und gleichzeitig wertvolles Kulturland gewonnen werden.

 

Kultur- und Nutzungsgeschichte

Schon seit dem Mittelalter wurde die Wasserkraft der Dünnern an verschiedenen Orten für den Betrieb von Mühlen, Sägereien und Schmieden genutzt. In Oensingen dienten früher der sog. Leuengraben, der Rötel-, Kappel- und Ehbach bei normalem Wasserstand zur Bewässerung der Felder und bei Hochwasser als Entlastungsgräben. Der alte Lauf der Dünnern führte vom Bad Klus durch den Schachen und vom Mühlefeld an mitten durch das Dorf. Beim unteren Schulhaus war ein Kiesfang. Drei Wasserwerke mit je einem Wasserrad nutzten die Wasserkraft der Dünnern: Im Oberdorf eine mechanische Werkstätte, im Mitteldorf eine Mühle mit einer Sägerei und im Unterdorf eine weitere Sägerei. In Olten entwickelte sich das wasserkraftabhängige Gewerbe (Mühlen und insbesondere Hammerschmieden) seit dem 14. Jahrhundert fast ausschliesslich entlang der Dünnern.

Hochwasserschutz an der Dünnern

Der Lauf der Dünnern wurde von 1933 bis 1944 im Rahmen einer grossangelegten Melioration im Gäu korrigiert, begradigt und in ein naturfremdes Kanalbett eingezwängt. Vorher wies der Flusslauf hier zahlreiche Mäander auf und trat des öfteren über die Ufer. Auch der gesamte Mittellauf zwischen Herbetswil und Oensingen wurde weitgehend kanalisiert und begradigt. 

Das Hochwasser vom März 1931 setzte in Oensingen das Bahnhofgebiet und den Schachen fast zwei Meter unter Wasser. Der gewundene Lauf, das geringe Gefälle und das viel zu enge Flussbett des Unterlaufs der Dünnern von Oensingen bis Olten waren das Problem. Durch Geschiebeablagerung hauptsächlich unterhalb der Klus bis gegen Oberbuchsiten erhöhte sich das Bachbett ständig. Nach jedem Hochwasserereignis musste die Dünnern gereinigt und das Geröll zu einem Damm aufgeschüttet werden. An vielen Stellen lag deshalb das Bachbett höher als das Ackerland. Die grosse Arbeit der Dünnernreinigung kam den Anwohnern nie gelegen. Seit dem 16. Jahrhundert sind Klagen der Regierung an der Tagesordnung, was diverse Ratsbeschlüsse belegen. Auf der andern Seite klagte das Landvolk nach jeder Wassergrösse über den entstandenen Schaden und verlangte einen Zehntennachlass. Die am Unterlauf liegenden Gemeinden beschimpften die oberen, sie hätten das Bachbett nicht bis auf die notwendige Tiefe gereinigt. So sah sich die Regierung gezwungen, einzugreifen. Das erste bekannte Reglement über die Arbeiten am Dünnernbach, datiert von 1809, verordnete, dass alle zwei Jahre durch Fronarbeit eine gründliche Räumung des Dünnernbettes von den durch die Wassergrössen angelandeten Materialen vorgenommen wird.

 

Die unendliche Geschichte der Dünnernkorrektion

Bereits Mitte des 19. Jahrhunderts existierten erste konkrete Pläne und Projekte zum Hochwasserschutz und zur Korrektion der Dünnern. All diese Projekte scheiterten aber an der Uneinigkeit der Gemeinden und am Widerstand der Landeigentümer und so wurden die Korrektionsarbeiten immer wieder vertagt. Auf wiederholte Klagen und Vorstellungen aus dem Gäu legte der Regierungsrat 1930 dem Volk einen Gesetzesentwurf zur Dünnernkorrektion vor, der in der Abstimmung jedoch wegen der grossen Ablehnung im Gäu verworfen wurde.  Die wachsende Wirtschaftskrise und die zunehmende Arbeitslosigkeit bewirkten aber bereits ein Jahr später, dass im Kantonsrat eine Motion für eine Korrektion der Dünnern erheblich erklärt wurde. Jetzt konnte endlich mit den Vorarbeiten zu einem definitiven Projekt begonnen werden. Von vier Varianten sah eine vor, den Fluss weiterhin durch Oensingen zu leiten; bei allen anderen beschrieb die Dünnern einen weit ausholenden Bogen um das Dorf herum. Nach Befragung der Bundesbehörden gab der Regierungsrat einem Projekt mit Bogen den Vorzug. In der Volksabstimmung von 11. September 1932 stimmte das Solothurner Volk dem Gesetzesentwurf zu. Die weniger begünstigten Gemeinden des Mittelgäus verwarfen das Dünnerngesetz. Nachträglich kam es noch zu heftigen Diskussionen; umstritten waren die Kosten im Allgemeinen und die Enteignung der Wasserwerke bei Sägereien und Mühlen, denen das Wasser abgegraben wurde. 

Die Bauarbeiten dauerten zehn Jahre von 1933 bis 1943. Das Gemeinschaftswerk wurde in drei Bauetappen aufgeteilt. Der Kanal wurde völlig ins Gelände eingeschnitten, die Erstellung von Dämmen möglichst vermieden oder, wo sie in Bodensenken dennoch nötig wurden, immer niedrig gehalten. Die Dünnernkorrektion bleibt für die Region Thal-Gäu eine kultur-technische Pionierarbeit, die noch nicht abgeschlossen ist. Aktuell sind weitere Projekte zur Verbesserung des Hochwasserschutzes an der Dünnern und zu deren ökologischen Aufwertung und Revitalisierung in Planung und Diskussion. 

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